Zusammenhänge die «gwundrig» machen
Interview mit Helen Steinemann
Wie und wo haben Sie zum ersten Mal von der Feldenkrais Methode gehört?
Zum ersten Mal habe ich vor etwa 30 Jahren davon gehört.
Ich hatte eine Freundin, welche vor 30 Jahren die Ausbildung zur Feldenkraislehrerin begonnen hatte und immer viel Positives davon erzählte – in ihrem Umfeld waren viele Musiker:innen, welche auch Feldenkrais ausprobierten und davon schwärmten.
Da ich damals mitten im Musikstudium stand, war es für mich naheliegend, Feldenkrais auszuprobieren, und ich durfte ein paar Einzelstunden bei meiner Freundin nehmen.
Leider musste ich für ihre Stunden durch die halbe Schweiz reisen und konnte es deshalb nicht regelmässig ausüben.
Aus welchem Grund haben Sie mit Feldenkrais begonnen?
Mitten im Konzertreifestudium entwickelte ich, durch eine Entzündung an der Schulter eine Frozen Shoulder. D.h. ich konnte meinen rechten Arm nur bis zum rechten Winkel heben. Dies war als Violinistin äusserst ungünstig, es schränkte mich enorm ein, zudem hatte ich Schmerzen.
Die damalige Physiotherapeutin an der Musikhochschule hat mich zum Spezialisten geschickt, ich wurde operiert und anschliessend begann meine «Feldenkraiskarriere», also vor etwa 25 Jahren.
Besuchen Sie Gruppenstunden, Einzelbehandlungen oder beides?
Seit diesem Ereignis praktiziere ich mit Unterbrüchen, immer wieder Feldenkrais – in Einzellektionen, wie auch in der Gruppe und es ist aus meinem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Können Sie eindrückliches Erlebnis mit der Feldenkrais Methode beschreiben?
Feldenkrais führt einem die Vielfalt der Bewegungsabläufe vor Augen. Dies erlaubt mir meine eingeprägten Bewegungsmuster zu reflektieren. Und damit öffnen sich für mich sehr viele Türen. Deshalb gibt es viele Aha-oder Wow Erlebnisse . Ein konkretes Feldenkraiserlebnis liegt noch nicht weit zurück:
Ich hatte nach einem Musiklager starke Schmerzen im unteren Rücken. Ich machte mir Sorgen, dass etwas mit der Bandscheibe nicht stimmen würde, nachdem ich auch schweres Gepäck, etc. getragen hatte.
In meiner nächsten Feldenkraisstunde haben wir herausgefunden, dass «nur» der Hüftmuskel verkürzt war und der Schmerz bis in den Rücken ausstrahlte.
Diese Zusammenhänge machen sehr «gwundrig» und zeigen mir viele Körperzusammenhänge auf, die für mich als Musikerin wie auch für meine Unterrichtsstätigkeit als Geigenlehrerin interessant sind. Zudem gibt einem jede Lektion ein enormes Freiheitsgefühl, weil der Körper wieder mehr Möglichkeiten bekommt.
Wie fliesst die Feldenkrais Methode in Ihren Alltag ein?
Feldenkrais ist bei mir oft präsent. Sei es beim täglichen Üben auf dem Instrument oder eben beim Unterrichten.
Einzig wünschen würde ich mir, dass ich in meinem Alltag noch mehr Zeit habe oder sie mir nehme, um tägliche Übungen zu machen.
Gibt es Veränderungen, die unerwartet kamen?
Ja, wenn ich regelmässig Feldenkrais mache, übe ich weniger Geige, da viele Abläufe einfacher funktionieren und eine gute Basis für die Haltung an der Geige und somit fürs Geigenspiel da ist.
Was gefällt Ihnen an der Feldenkrais Methode, was weniger?
Es gibt nichts, was mir an Feldenkrais nicht gefällt. Ab und zu könnte ich etwas mehr Geduld für das Ausführen der Übungen aufbringen.
Was für Herausforderungen und Schwierigkeiten erleben Sie mit der Feldenkrais Methode?
Ich habe in meiner Feldenkraiskarriere feststellen müssen, dass für mich die Therapeutin, welche Feldenkrais unterrichtet ausschlaggebend dafür ist, wie viel ich davon profitieren kann. Es ist wichtig für mich, dass diese Person mir sympathisch ist.
Anspruchsvoll finde ich nach wie vor, dass man die Übungen langsam und nicht zu gross macht.
Wieso würden Sie einer anderen Person empfehlen, die Feldenkrais Methode auszuprobieren?
Feldenkrais ist eine gute Art, sich mit sich selbst und dem eigenen Körper zu befassen weil viele Zusammenhänge klar werden und man diese in den Alltag einbeziehen kann.
Neue Türen gehen auf, neue Wege entstehen… Es ist einfach eine tolle Methode, die sehr nachhaltig ist und wirkt und die Qualität der Körperhaltung und Bewegungen fördert.